6. Oktober 2024

Der Vogelflügel

Der Vogelflügel

Alle Landwirbeltiere haben grundsätzlich den gleichen Skelettaufbau der vorderen Extremitäten.

Wie der menschliche Arm besteht auch das Skelett des Vogelflügels aus dem Schultergelenk mit dem Schulterblatt, dem Oberarmknochen, der über das Ellbogengelenk mit der Elle und der Speiche des Unterarms verbunden ist. Dem Unterarm schließt sich das Handgelenk mit den Handwurzelknochen, den Mittelandknochen und schließlich den Fingern an.

In Anpassung an das Fliegen musste das Skelett verändert werden. So sind von den zahlreichen Handwurzelknochen bei Vögeln nur noch zwei vorhanden. Die Mittelhandknochen sind zu einer Knochenspange verwachsen. Vögel haben nur drei sehr kurze Finger: einen größeren, einen kleinen und den Daumen.

Armskelette
Vergleich der Armskelette zwischen Vögeln und Menschen (Zeichnung Jenn Deutscher www.alithographica.com/#/infographics/)

Oberarm, Unterarm und die Hand sind mit Muskeln und Sehnen versehen. Der große Brustmuskel (Musculus pectoralis major) setzt am Brustbein (Sternum) an und zieht sich über das Schultergelenk. Zwischen diesem Muskel und dem Handgelenk befindet sich eine lange Sehne, die die Vorderkante des Flügels bildet. Zwischen dieser Sehne und den Armmuskeln befindet sich die dehnbare vordere Flughaut (Propatagium). Diese ist auf der Flügeloberseite mit den Flügeldecken befiedert. Die Flügelunterseite ist bei Kanarien spärlich befiedert. Ein bindegewebiges Band an der Hinterseite des Flügels hält die dort befestigten Arm- und Handschwingen in Position.

Muskeln und Sehnen eines Vogelflügels (Zeichnung aus: Encyclopædia Britannica Eleventh Edition, Vol. 3, Page 965; https://de.wikipedia.org/wiki/Flügel_(Vogel) ; nachcoloriert von N. Schramm)
Die einzelnen Flügelfedern und das Armskelett (Zeichnung von Muriel Gottrop; https://commons.wikimedia.org/wiki/File:BirdWingFeatherSketch.svg ; ergänzt und verändert von N. Schramm)

Die Handschwingen (gelb) sind an den Muskeln der Flügelhand befestigt. Sie sind länger und zur Flügelspitze hin spitzer. Die Armschwingen (grün) haben einen abgerundeten Rand und werden zum Ellbogen hin kleiner. Über den Schwungfedern befinden sich mehrere Lagen von Decken (rot und orange). Sie tragen dazu bei, die glatte aerodynamische Form des Flügels zu formen. Je näher an den Armknochen, desto kleiner sind die Federn. Die inneren drei Armschwingen der Sperlingsvögel werden Schirmfedern (blau) genannt, da sie als Schutz über dem zusammengelegten Flügel liegen und diesen z. B. gegen Nässe abschirmen. Sie sind meist länger als die benachbarten Armschwingen. Die Daumenfittiche, Alula, (weiß), auf der Oberseite der Flügelhand funktionieren wie die Bremsklappen eines Flugzeugs. Die Schultern liegen im Körpergefieder (grau).

Drei Phasen der Flügelfaltung, um die Ruheposition des Vogels einnehmen zu können (Zeichnung von Zeichnung Jenn Deutscher www.alithographica.com/#/infographics/ und aus https://i.pinimg.com/originals/3e/c2/a4/3ec2a4f4c64aa68ffcaad90eb144ed6e.jpg ; farblich geändert von N. Schramm)

Bei angelegtem Flügel ist der Oberarm parallel zur Rückenlinie gestellt. Elle und Speiche liegen bei angelegtem Flügel parallel zum Oberarm.

Die Armschwingen schieben sich beim zusammenfalten der Flügel über die Handschwingen.

Mosaikareal
Bei Mosaikkanarien befindet sich das Fettfarbareal der Flügel im Bereich der Armdecken
Mosaik Typ 1
Mosaikareale bei Mosaikvögeln des Typ 1 (Standardzeichnung)

In der Beschreibung der Fettfarbareale bei Mosaikkanarien wird oftmals von einem Areal der „Schulter“ oder des „Flügelbuges“ (= Handgelenk) geschrieben. Es mag zwar solch ein Eindruck bei einem Vogel in Ruhehaltung – also mit gefalteten Flügeln – entstehen, ist aber fachlich falsch!

Bei einem standardgerechten Mosaikvogel sollten weder die Schulterfedern (die Schulter liegt im Körpergefieder) noch die Federn des Flügelbuges (Handgelenk) Lipochrom besitzen. Nur die mit Lipochrom gefärbten Armdecken bilden bei gefalteten Flügeln den gewünschten Effekt der standardgerechten Lipochromzonen der Flügel.

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