6. Oktober 2024

Die Mutation Urucum bei den Farbenkanarien

Text von Antonio M. Lara – übersetzt von Norbert Schramm

Neue Mutation von der C.O.M. erkannt

Im Juli 2013 hat die COM wieder einmal das Glück, eine neue Mutation, die Farbenkanarienvögel betrifft, endgültig anzuerkennen: Diese neue Mutation namens Urucum und brasilianischer Herkunft hat das dritte Jahr der Anerkennung vor einer internationalen Richterkommission OMJ-COM hinter sich, so dass die Urucum-Mutation offiziell zu einer neuen Variante der Farbenkanarienvögeln wird.

Warum der Name "Urucum"?

Dies ist die häufigste Frage unter Züchtern: Warum Urucum?

Urucum ist eine Pflanze mit Ursprung in Brasilien, die im Volksmund „URU-KU“ genannt wird, was Rot bedeutet. Sie wird traditionell von den brasilianischen Indianern als Rohstoffquelle für rote Farbstoffe verwendet, die für verschiedene Zwecke, einschließlich kosmetischer Zwecke, verwendet werden.[1]

Aus diesem Grund haben sich brasilianische Züchter entschlossen, diese Mutation Urucum zu nennen, in Bezug auf diese schöne Pflanze und als Zeichen ihrer Verbundenheit. Siehe Titelbild

Ich persönlich bin mit dem Namen der Mutation nicht einverstanden, da sich der Name „Urucum“ auf die Farbe des roten Lipochroms und nicht auf die eigentlichen Merkmale der Mutation bezieht, da die Mutation auch bei gelben und weißen Lipochromen vorkommt, d.h. es ist die gleiche Mutation in den drei Farben Weiß, Gelb und Rot, wobei nur letztere als Mutation akzeptiert wurde.

Herstellung Farbstoff
Beachten Sie die Herstellung des Farbstoffs durch die Einheimischen. Sie können eine sehr leuchtend rote Farbe perfekt sehen.
Tönung des Farbstoffs, sobald seine Herstellung abgeschlossen ist.

Ein wenig Geschichte

Nach den vorliegenden Daten ist die Urucum-Mutation etwa 1992 aufgetreten.

Es wird gesagt, dass sie in den Volieren von Rogerio Diniz, einem gebürtigen Einwohner der Stadt Resende (Rio de Janeiro), zum ersten Mal bei Kanarienvögeln auftraten, weil er auf Vögel aufmerksam wurde, die mit leicht rötlichen Schnäbeln geboren wurden.

Nach dieser Tatsache beschloss er, zu überprüfen, ob es sich um eine Mutation handelte oder nicht, aber wie jede neue Mutation war diese nicht ohne Schwierigkeiten. Er konnte feststellen, dass die Vögel, die Mutation phänotypisch auch nach der Mauserzeit zeigten. Sie litten aber an neurologischen Gleichgewichtsstörungen. Deshalb ist es lobenswert, dass sich die brasilianischen Züchter bemüht haben, diese Mutation voranzutreiben, mühsam und langwierig mit diesen Exemplaren zu arbeiten. Sie wählten die robustesten aus, um sie mit anderen Vögeln zu verpaaren. Mit den erzielten Spaltvögel haben sie es heute geschafft, diese Mängel zu beseitigen.

Das Bild zeigt und bestätigt perfekt, dass es keinerlei Verwechslung bei der Identifizierung der mutierten Exemplare gibt: Betrachten Sie diese 3-Tage alten Küken, bei denen es sehr wohl zu sehen ist, welche Individuen mutiert sind und welche nicht.
Mutation vs Normal
Neugeborene, die von der Urucum-Mutation betroffenen Vögel sind perfekt erkennbar.
Mutation vs Normal
Erwachsene Vögel, links nicht mutiert, rechts von der Urucum-Mutation betroffen. Diese Vögel werden in Spanien von Miss Susana Mondelo Manzano gezüchtet.

Im Jahr 2004 wurden diese Exemplare offiziell vor dem O.B.J.O. (Orden Brasileña de Jueces de Ornitología) als erster Schritt zur Anerkennung, unter Einhaltung der C.O.M. und O.M.J.-Regeln, (Confederación Ornitológica Mundial und World Order of Judges) vorgestellt

Diese erste Anerkennung wurde von einer Kommission brasilianischer Richter nach Auswertung der ausgestellten Exemplare und Vorlage eines erläuternden Dossiers mit einer positiven Note verabschiedet.

Im Juli 2010 wurde die Urucum-Mutation zur 59. Brasilianischen Ornithologie-Meisterschaft einer O.M.J./C.O.M. Richterkommission vorgestellt, die sich aus den folgenden Richtern zusammensetzte:

  • Pierre Groux (Francia)
  • Roberto Rossi (Italia)
  • Eduardo Levigne (Argentina)
  • Manuel Ramón Sanz (España).
Jungvögel
Nest mit zwei mutierten und einem nicht mutierten Vogel. Beachten Sie den guten Zustand der Vögel mit optimaler Entwicklung, Sie können bereits im Nest die Färbung des Schnabels perfekt sehen.

Herr Álvaro Blasina war derjenige, der die Verantwortung übernommen hat, die Präsentation vor der genannten Kommission zu halten und jede Frage oder jeden Zweifel, die die Mitglieder der Bewertungskommission haben könnten, zu beantworten und auszuräumen.

Es erging die Aufforderung, eine erneute Präsentation im folgenden Jahr, auf einer Sitzung der O.M.J./C.O.M.-Richter in Paris, zu halten.

Mutation vs Normal 2
Wir zeigen zwei Exemplare, links nicht mutiert und rechts von der Urucum-Mutation betroffen, die rötliche Tönung des Schnabels ist deutlich zu erkennen, beachten Sie auch Unterschiede in der Lipochromfarbe, die deutlicher erscheint als die des nicht mutierten Exemplars.
Urucum 1
Vogel, der von der Urucum-Mutation betroffen ist.
Urucum 2
Wertvolles Exemplar in Rot nichtintensiv, das von der Urucum-Mutation betroffen ist und eine gute Größe und Form aufweist, deutliche Anzeichen dafür, das die Mutation vollständig fixiert ist

Allgemeines zur Urucum-Mutation

Diese Mutation wurde vorerst nur für Rot intensiv und nichtintensiv und für die Rubinos in intensiv und schimmel anerkannt.

Das genetische Verhalten ist autosomal und rezessiv, so dass beide Elternteile das Allel tragen müssen, damit ein Urucum beim Nachwuchs entstehen kann.

Die Urucum-Mutation wirkt sich sowohl auf die Farbe der Schnäbel und Beine als auch auf das Lipochrom aus, d. h. sie hat die Fähigkeit, Lipochrompigmente in den Hornteilen so abzuscheiden, dass diese rötlich erscheinen, und beeinflusst auch das allgemeine Aussehen der Feder, was ihr eine gewisse Faszination verleiht, die die Vögel zu einer großen Schönheit werden lässt..

Urucum 3
Exemplar in Rot intensiv, gezüchtet in Valencia von Miss Susana Mondelo Manzano
Urucum 4
Weiteres Exemplar, das von der Urucum-Mutation betroffen ist, wirklich schön.

Ich war überrascht und neugierig auf das phänotypische Verhalten dieser Mutation durch die „gewisse Ähnlichkeit“ mit der Kobaltmutation. Sie verursacht tatsächlich einen Effekt ähnlich wie die Kobaltmutation, jedoch mit dem offensichtlichen Unterschied, dass derselbe Effekt einmal bei Lipochrom und der an-dere bei Melanin erzeugt wird.
Es ist auch zu beachten, dass diese Mutation den unterschiedlichen Intensitätsgraden in der Farbe unterliegt, so dass die Hornteile je nach Qualität im Farbton variieren können.

Sie wirkt sich nicht auf das Untergefieder aus, so dass es identisch mit dem nicht mutierten Lipochrom bleibt.
Auch variiert die Pigmentierung des Gefieders. Diese Eigenschaft wird bei den nichtintensiven Exemplaren deutlicher als bei Vögeln mit intensiver Kategorie. Was diese Mutation wirklich bewirkt, ist die Ablagerung der Lipochrompigmente an den Federrändern, die sonst frei von ihnen sind (d. h. in den weißen Rändern). Diese Pigmente, die im Federrand abgelagert werden, haben eine etwas verdünnte Tönung als die natürliche Lipochromfarbe, so dass sie rosafarbenen sind.

Urucum Weißflügel
Vogel in Lipochrom Rot intensiv in Weißflügel und mit der Urucum-Mutation
Jungvögel 2
Nest mit drei Vögel der Kategorie nichtintensiv, zwei mutierte und ein nicht mutierter.
Jungvögel 3
Vier Jungvögel, ihre Eltern sind beide rot. Es kann deutlich gesehen werden, zwei Exemplare in Lipochrome Rot sind mutiert und zwei Vögel in Weiß, einer von ihnen mutiert und der andere nicht mutiert.

Es wurde auch nachgewiesen und verifiziert, dass der Ivoorfaktor auch auf die Tönung der in den Hornteilen abgela-gerten Lipochrompigmente wirkt, diese verdünnt und eine stärker verdünnte Farbe aufweisen. Es ist nachgewiesen, dass diese Mutation in keinem Fall das Melanin beeinflusst.

Ich muss erwähnen, dass diese Mutation auch in den gelben Lipochrom-Kanarien und den weißen Kanarien zum Ausdruck kommt, wobei die gelben mit gelben Hornteilen und die Weißen mit weißen Hornteilen in einer mehr oder weniger hellen Tönung erscheinen.

Urucum Gelb
Männliches Exemplar in Lipochrom Gelb mit gelben Schnabel, der die Mutation sehr gut sichtbar macht.
Urcum Weiß
Beachten Sie die Farbe der Beine eines weißen Lipochromvogels, der von der Mutation betroffen ist, sie haben eine helle, blasse Farbe.

Bisher habe ich, ohne auf weitere offensichtlich unbekannte Details einzugehen, mehr oder weniger die Details dieser Mutation „Urucum“ erzählt, mit der Absicht, dass alle spanischen Züchter wissen oder wissen können, dass diese neuen Vögel existieren.

Hat die Urucum-Mutation wirklich ihren Ursprung in Brasilien?

Ich beabsichtige nicht, den brasilianischen Züchtern ihren Wert oder der Anerkennung wegzunehmen, denn es ist offensichtlich, dass sie diejenigen sind, die die Lebensfähigkeit und Anerkennung dieser Mutation gefördert haben, aber ich denke, es wäre unfair, nicht zu erwähnen, dass es auch hier in Spanien es Exemplare des „Urucum“ gab, und es gibt sogar Züchter, die behaupten, vor 1992 diese gezüchtet und bei Wettbewerben ausgestellt zu haben.

Ich nenne Herrn José Luis Lozano Perea, nationaler Züchter Q-002, der 1991 in seiner Voliere einige Exemplare Gelbschnäbel in Gelb hielt. Bereits 1996 hatte er die Mutation in den gelben Lipochromkanarien fixiert, ohne es auch bei den weißen Vögeln zu erkennen. Bei letzteren ist es komplizierter, die Auswirkungen der Mutation zu erkennen und ein Gefühl für kranke Vögel zu entwickeln.

Auch Frau Susana Mondelo Manzano, nationale Züchterin ID-30 der Stadt Ontinyent, züchtet derzeit Urucum-Vögel.

Ich persönlich hatte die Gelegenheit, einige gelbe Lipochromvögel mit gelben Schnäbeln während der Nationalen Meisterschaft F.O.C.D.E. zu sehen, die 2004 in Sevilla stattfand, und die anscheinend ein Züchter präsentierte, der vom CT des Richterkollegiums Farbe untersucht werden sollte. Ich weiß nicht, ob der betreffende Antrag Interesse an dieser Farbe im CT geweckt hat oder ob er abgelehnt wurde.

Die Mutation „Urucum“ kann nicht nur bei Kanarienvögeln auftreten, auch in Hybriden können wir die Mutation bekommen. In diesem Fall zeigen wir ein Exemplar F1 Kanarie dominantweiß X Stieglitz, der gefallene Hybrid hat einige sehr auffällige Eigenschaften, abgesehen von den deutlich sichtbaren weißen Hornteilen, zeigt sich dies auch im Lipochrom der Maske, d. h., die Mutation wirkt sich auf das Lipochrom der Maske aus und kehrt die rote Maskenfarbe in Weiß um.

Die Mutation „Urucum“ kann nicht nur bei Kanarienvögeln auftreten, auch in Hybriden können wir die Mutation bekommen. In diesem Fall zeigen wir ein Exemplar F1 Kanarie dominantweiß X Stieglitz, der gefallene Hybrid hat einige sehr auffällige Eigenschaften, abgesehen von den deutlich sichtbaren weißen Hornteilen, zeigt sich dies auch im Lipochrom der Maske, d. h., die Mutation wirkt sich auf das Lipochrom der Maske aus und kehrt die rote Maskenfarbe in Weiß um.

Stieglitz Hybrid
Beachten Sie das Lipochrom der Maske, das weiße Lipochrom und die weißlichen Hornhautteile.
Urcum Weiß 2
Weißer Vogel, der von der Mutation betroffen ist. Beachten Sie die Farbe von Schnabel und Beinen. Auf den ersten Blick scheint es Rezessivweiß zu sein, ist aber Dominantweiß.

Anmerkung:
Ich möchte mich öffentlich bedanken bei:

Frau Susana Mondelo Manzano
Herr José Luis Lozano Perea
Herr Alvaro Blasina

für Ihre uneigennützige Zusammenarbeit und bei der Bereitstellung aller von mir angeforderten Informationen.
Antonio M. Lara

Quellen und Literatur

[1] Bei der Pflanze handelt es sich um den Annatto-Strauch (Bixa orellana)

Sanz, Manuel Ramón: Urucum. PowerPoint-Präsentation. Septiembre de 2.010. Comisiones técnicas COE.

Dreßen, Franz Josef, DKB-Preisrichter-Gruppe FPMCE: Schulung Jaspe – Urucom – Weißflügel. DKB-Homepage, 06.06.2015.

Dreßen, Franz Josef, DKB-Preisrichtergruppe: Schulung Urucum Gelb. DKB-Homepage.

Ramgattee, Armin: Understanding the Red Urucum Mutation. Unter: https://www.canaryculture.com/post/what-is-the-red-urucum-mutation

Van den Abeele, Dirk: Genetics Behind Urucum Canaries. Unter: https://www.ogvzw.org/genetics-behind-urucum-canaries-urucum-kanaries/

Małgorzata, Anna Gazda et al: Genetic Basis of De Novo Appearance of Carotenoid Ornamentation in Bare Parts of Canaries. Oxford Academie. Molecular Biology and Evolution, Volume 37, Issue 5, May 2020, Pages 1317–1328, https://doi.org/10.1093/molbev/msaa006

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