veröffentlicht im „Der Vogelfreund“ 7/2017
Schwarzpastelll-Grauflügel
Die ersten Grauflügel-Kanarien wurden Mitte der 60iger Jahre des vorigen Jahrhunderts in den Niederlanden in einem Schwarzpastell-Stamm entdeckt.
Beschreibung der Grauflügel-Kanarien
Ausgehend von der Forderung, dass Schwarzpastellvögel ein mausgraues Flächenmelanin zeigen sollen, sollte auch das Flächenmelanin der Grauflügel mausgrau sein (das entspricht in etwa der RAL-Farbe 7005). Durch ständige Verpaarung von Schwarzpastellen untereinander, und durch entsprechende Auslese, wird das Zeichnungsmelanin aus der Federmitte nach und nach verdrängt. Der mittlere Bereich der Feder wird somit immer heller, bis dort nur noch ein helles Perlgrau verbleibt. Bei lipochromhaltigen Grauflügeln vermischt sich das jeweilige Lipochrom mit diesem hellen Perlgrau. Der Federrand des Kleingefieders ist mit dem verbliebenen mausgrauen Flächenmelanin gesäumt und bildet einen „Halbmond“. Die so entstehende Zeichnung wird auch als Hammerschlag, Tropfen oder Schuppung bezeichnet. Diese Zeichnung sieht der eines Phaeo sehr ähnlich, ist jedoch grau statt braun.
Die Reduzierung des Zeichnungsmelanins ist auch im Großgefieder sichtbar. Die Schwung- und Schwanzfedern sind zu einem hellem Perlgrau (deshalb „Grauflügel“) aufgehellt und zeigen einen sehr schmalen mausgrauen Rand, der zu den Federenden in Anthrazitgrau ausläuft. Durch die Überlagerung der Schwungfedern erscheinen die dunklen Federspitzen größer als die dunklen Enden der Schwanzfedern. Für die dunklen Flügelspitzen gibt der Standard maximal einen halben Zentimeter an.
Fallen bei Melaninkanarien Melanine aus bzw. werden verdünnt, tritt bei vollfettfarbigen Vögeln an diesen Stellen das jeweilige Lipochrom deutlich in Erscheinung. Gemäß der Standardforderung soll das Großgefieder aber keine Lipochrome zeigen! Diese Forderung kann nur erfüllt werden, wenn auch die vollfettfarbigen Grauflügelkanarien wie Mosaikkanarien gefüttert werden.
Die Augen, die Federkiele und das Untergefieder sind schwarz und auch die Hornteile sollen so schwarz wie möglich sein.
Die Grauflügeleigenschaft wirkt derzeit nur in der Schwarzreihe besonders markant. Deshalb gibt es im DKB- und im C.O.M.-Standard auch nur für Grauflügel der Schwarzreihe die oben beschriebenen Festlegungen.
Ungeachtet dessen tritt auch in den anderen Pastellfarbgruppen die Grauflügeleigenschaft auf. Die Farbwirkung ist bisher wesentlich schwächer, so dass nur von Grauflügeltypen gesprochen werden kann.
Die Zucht der Grauflügel-Kanarien
Durch Verpaarungen von Pastell-Vögeln untereinander gelangt man schon in den ersten Generationen zu Grauflügeltypen. Dabei zeigen sich die ersten Grauflügelmerkmale zuerst bei den Männchen im Großgefieder. Die Weibchen der Grauflügel zeigen dieses Merkmal anfangs wesentlich geringer. Deshalb waren die Weibchen lange Zeit keine Ausstellungsvögel. Erst Ende der 1980er Jahre tauchten die ersten ausstellungswürdigen Grauflügelweibchen auf.
Die optimalen Grauflügel entstehen also nur durch Auslese und gelenkter Zucht aus den Schwarzpastell-Vögeln. Eine eigene Erbformel ist für Grauflügel deshalb nicht vorhanden. Ungeachtet dessen wird im COM-Standard von einer „Mutation Grauflügel“ gesprochen, da gemäß den COM-Regeln nur Mutationen in den Standard übernommen werden dürfen.
Die Federn des Gefieders sollen möglichst breit und voluminös sein, um der Tropfenzeichnung die Möglichkeit der optimalen Ausprägung zu geben. Die Zucht guter Grauflügel ist nicht einfach. Die Schwierigkeit besteht darin, dass immer versucht werden muss, einen Ausgleich zwischen der möglichst klaren und großen Ausprägung der tropfenförmigen Aufhellung und der möglichst dunklen Färbung des Flächenmelanins der Federränder zu bringen. Es verbietet sich demnach, zwei Vögel mit einer hellen Tropfung zu verpaaren, da dann das Flächenmelanin ebenfalls zu hell und zu ausgedehnt wird.
Deshalb sind immer wieder Verpaarungen mit Schwarzpastell-Vögeln und klassischen Schwarzvögeln notwendig. Der optische Blaufaktor verdrängt noch vorhandenes braunes Melanin und lässt das graue Melanin kräftiger erscheinen. Trotzdem muss man immer mit einer großen Varianz in Farbe und Zeichnung der Nachzuchten rechnen.