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“AZ-Vogelinfo” 12/2022
„Der Vogelfreund“ 7/2023
Cage & Avaria Birds 7 and 10/2023
In den letzten Jahren haben wir von Farbkanarienvögeln mit den Bezeichnungen „Quarzo“ und „Mogno“ gehört.
Nach den Regeln der C.O.M. soll diese Kanarienfarbe eine Mutation sein, denn nur als Mutation kann eine neue Kanarienfarbe international anerkannt werden.
Ob es sich tatsächlich um eine Mutation handelt oder es eine Selektion bestehender Farben ist, lesen Sie hier.
Geschichte und Namensgebung
Der Begriff „Quarzo“ stammt vom Mineral Quarz und wurde in Italien für eine neue Farbvariante der Melanin-Kanarienvögel verwendet. In der Mineralsystematik gehört zur Gruppe der Quarze auch der Opal.
Einige Jahre lang wurden Quarzos als Schwarz-Opale bei italienischen Vogelwettbewerben und auf Weltausstellungen ausgestellt und gewannen als Opalvögel erste Preise. Als die C.O.M. beschloss, den blauen Schimmer der Opalvögel festzulegen, konnten diese Vögel nicht mehr als Opal-Vögel ausgestellt werden. Also fand man den Namen „Quarzo“ und eine neue Kanarienfarbe wurde so definiert.
Die Zuchtaktivitäten beschränkten sich natürlich nicht auf die schwarze Variante. Auch in Spanien wurden seit vielen Jahren die braunen Opalvögel, die den heutigen Braunmognos ähnelten, als Braunopal präsentiert.
Die gleiche Entwicklung fand auch in Brasilien statt. Dort wurde diese braune Farbe jedoch „Mogno“ genannt. Der portugiesische Begriff „Mogno“ bezieht sich auf südamerikanische Mahagoni-Baumarten (Swietenia ssp.). Wegen der braunen Farbe dieser Edelhölzer haben die brasilianischen Züchter den „Bruno quarzo“ als „Mogno“ bezeichnet.
Der Präsident der Züchterorganisation Brasiliens Federação Ornitológica do Brasil (FOB), Luiz Fernando Ferchini Beraldi, hat viel Energie aufgewandt, um die neue „Mutation“ – die nicht in Brasilien entstand – von der C.O.M. anerkennen zu lassen. Um der Namensverwirrung ein Ende zu setzen, wurden die Bezeichnungen Schwarzmogno und Braunmogno festgelegt. In Bezug auf die schwarze Variante etwas unverständlich, denn „schwarzes Mahagoni“ gibt es wohl nicht. Für beide Farbvarianten ist die C.O.M.-Anerkennung erfolgt und sie können ab der Weltausstellung 2018 in Cesena (Italien) in eigenen Klassen gezeigt werden.
Ursachen der Mogno-Eigenschaft
Über die Ursache der Mogno-Eigenschaft gibt es immer noch unterschiedliche Meinungen. Zum einen wird angenommen, dass es sich um eine Selektion der Opalvögel handelt. Es heißt, dass schwarze Opale mit hohem Melaningehalt und klassische schwarze Vögel mit gleich hohen Melaningehalt wiederholt miteinander verpaart wurden. Das auch Vögel mit Blaufaktor (Azul-Faktor) dabei eine große Rolle spielen, ist heute in der Melaninkanarien-Zucht fast selbstverständlich geworden. Ein Merkmal des Blaufaktors ist, dass er kumulativ funktioniert. Das heißt, jedes Mal, wenn Azul mit Azul verpaart wird, wird das Zeichnungsmelanin der Nachkommen dunkler, das Flächenmelanin heller und damit der Kontrast zwischen Zeichnung und Fläche größer. Die anderen beiden Merkmale der Opalvögel – dunklere Federunterseiten und Makromelanosome – ändern sich allerdings durch diese Selektion nicht.
Opal und Onyx
Aufgrund der tatsächlichen oder vermuteten Nähe der Mognos zu den Opalvögeln (und demnach auch zu den Onyxvögeln?) wurde vermutet, dass es sich bei der Mogno-Eigenschaft um ein weiteres Allel des Opal-Onyx-Faktors handeln könnte. Die Vererbungsweise der Mognoeigenschaft ist – wie auch bei Opal und Onyx – frei und rezessiv gegenüber den klassischen Melaninfarben. Zur Melaninzeichnung und -farbe der Nachkommen einer Verpaarung zwischen Opal und Mogno gibt es widersprüchliche Aussagen und Erfahrungen. Einige Züchter
stellten keine intermediäre Ausprägung fest,[1] andere Züchter sahen eine ähnliche intermediäre Wirkung wie sie zwischen Opal und Onyx zu beobachten ist.[2]
Wissenschaftliche Untersuchungen
Es ist der Initiative des italienischen Züchters Gianmaria Bertarini zu verdanken, dass eine genetische Untersuchung durchgeführt werden konnte, um die ungeklärten Fragen zur Genetik der Mognos zu beantworten. Bertarini schickte Federn von Opal-, Onyx,- Mogno/Quarzo-Vögeln und Federn von intermediären Opal-Onyx-Vögeln an die Universität Bologna. Professor Luca Fontanesi und sein Mitarbeiterteam, bestehend aus Dr. Samuele Bovo, Dr. Anisa Ribani, Dr. Giuseppina Schiavo und Dr. Valerio Joe Utzeri, untersuchten das Genom dieser Federn. Die Vermutung, dass die Opal-Mutation eine Mutation des Melanophilin-Gens (MLPH)[3] ist, bestätigte sich. Es wurden zwei Allel-Varianten des Gens identifiziert. Eine drastische (frameshift), die Opal oop hervorruft, und eine weniger schwerwiegende Variante (missense), die Onyx oox entspricht. Beide sind allelisch, d. h. sie befinden sich auf dem gleichen Genort (Locus) o, sind also Alternativen zueinander. Bei den Mognos wurde die gleiche Allel-Variante wie bei Opal gefunden![2] Es kann also festgestellt werden, das Mognos lediglich ausdrucksstarke Opalvögel sind, die durch eine gezielte Verwendung melaninreicher Vögeln und entsprechender Selektion entstanden sind.
Diese Erkenntnisse decken sich mit meinen lichtmikroskopischen Untersuchungen (siehe Bilderreihe). Diese zeigen, dass Mognos ebenfalls Makromelanosome bilden, wie sie bei Opalvögeln vorkommen. Allerdings reichern sich die Melanine nicht ausschließlich auf der Unterseite der Federn an. Die Auswirkungen des Allels sind daher stärker ausgeprägt als bei Onyx und schwächer als bei Opal.
Gefiederteile von Opal-, Onyx- und Mogno-Kanarienvögeln
Bild 1: Achatopal rezessivweiß – Unterseite des Federkiels einer Rückenfeder mit Makromelanosomen.
Bild 2: Schwarzopal gelb – Querschnitt durch den Federkiel einer Rückenfeder; die Federoberseiten sind mit viel weniger Melanin durchsetzt als die Unterseiten.
Bild 3: Schwarzonyx gelb – Unterseite eines großen Federkiels mit kleineren Makromelanosomen als bei Opalvögeln.
Bild 4: Schwarzonyx gelb – Querschnitt eines Federkiels; die Ober- und Unterseite der Federn sind gleichmäßig mit Melanin durchsetzt.
Bild 5: Braunmogno – Unterseite des Federkiels einer Rückenfeder mit Makromelanosomen, die denen der Opalvögel ähneln.
Bild 6: Schwarzmogno – Querschnitt eines großen Federkiels; die Oberseite der Feder ist stärker mit Melanin durchsetzt als die Unterseite.
Merkmale der Mognos
Mogno-Kanarienvögel zeichnen sich durch eine Veränderung der schwarzen und braunen Zeichnungsmelanine
(Eumelanine) und eine Verringerung des Flächenmelanins (Phäomelanins) aus. Es kommt zu einer Verlagerung
der schwarzen und braunen Eumelanine, allerdings mit einer geringeren Konzentration im unteren Teil der Federn.
So kann bei Mognos die Oberseite der Federn genauso dunkel oder auch dunkler sein als die Federunterseite
Schwarzmogno
Die Mogno-Eigenschaft reduziert bei diesen Vögeln das braune Flächenmelanin deutlich und verändert die Farbe
des Zeichnungsmelanin, wirkt aber nicht auf den Schnabel, die Ständer und die Krallen, die möglichst schwarz
sein müssen, wie bei den klassischen Schwarzvögeln.
Aufgrund der oben beschriebenen Merkmale besitzen diese Vögel ein breites, nicht unterbrochenes, schwarzgraues
Zeichnungsmelanin (~RAL 7021) auf bleigrauem Flächenmelanin. Bleigrau ist eine subjektive Farbbezeichnung,
denn es gibt einen erheblichen farblichen Unterschied zwischen Blei, das Patina angesetzt hat, und reinem Blei
ohne Patina. Man muss also Fotografien zu Hilfe nehmen, um die Farbe des Flächenmelanins bestimmen zu
können. Um bei den RAL-Farben zu bleiben: die Fläche sollte Platingrau (RAL 7036) sein.
Gute Exemplare zeigen ein deutlich ausgeprägtes Melaninmuster auf dem Kopf. Braunes Melanin fehlt völlig. Das
Großgefieder hat die gleiche Färbung wie die Zeichnung und einen sehr schmalen Saum in der Lipochromfarbe
oder in Weiß. Ein bläulicher Schimmer auf dem Gefieder wird als krasser Fehler betrachtet.
Braunmogno
Die Mogno-Eigenschaft reduziert bei diesen Vögeln das braune Flächenmelanin und verändert die Farbe des
Zeichnungsmelanins, wirkt aber nicht auf den Schnabel, die Ständer und die Krallen, die bräunlich bleiben, wie
bei den klassischen Braunvögeln.
Aufgrund der oben beschriebenen Merkmale besitzen diese Vögel ein breites, nicht unterbrochenes,
dunkelgraubraunes Zeichnungsmelanin (~ RAL 8024 beigebraun) und ein hell braungraues Flächenmelanin
(~ RAL 1015 hellelfenbein). Helle Brauntöne, die denen der Eumos oder Isabellvögel ähneln, rötlich-braune
Farbtöne, die dem Satinet ähneln, oder ein bläulicher Schimmer auf dem Gefieder sind krasse Fehler.
Gute Exemplare zeigen ein deutlich ausgeprägtes Melaninmuster auf dem Kopf. Das Großgefieder hat die gleiche Färbung wie die Zeichnung und einen sehr schmalen Saum in der Lipochromfarbe oder in Weiß.
Quellen
[1] Constant van Santen: Kleurkanaries Mogno en Azul. Unter: https://www.speciaalclubkleur.nl/archief/mogno-en-azul
[2] Gianmaria Bertarini: Onice e Opale. Italia Ornitologica 1/2022.
[3] Melanophilin ist ein Transportprotein, das dazu dient, die Melanin-Granula zu den Spitzen der Zellausläufer zu
transportieren, wo es während des Federwachstums in das Keratin eingelagert wird. Melanophilin wird von dem gleichnamigen MLPH-Gen kodiert. Die Anzahl der Melanosomen ist normal, sie verklumpen aber so miteinander, dass die Melaninfarbe dadurch aufgehellt wird.